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Von dieser Zusammenkunft sollte eigentlich niemand erfahren: Am 25. November vergangenen Jahres trafen sich in einem Hotel nahe Potsdam teils hochrangige AfD-Politiker – darunter eine Bundestagsabgeordnete, ein Landes-Fraktionsvorsitzender und Roland Hartwig, die rechte Hand von Alice Weidel, mit Neonazis und finanzstarken Unternehmern. Doch CORRECTIV bekam eine Einladung zugespielt. Unterschrieben unter anderen vom Unternehmer Hans-Christian Limmer, der die Bäckereikette „Backwerk“ gründete und der heute unter anderem in die Burgerkette „Hans im Glück“ investiert hat. Wenn Sie die Recherche lieber hören als lesen
möchten, das geht über einen Link hier im Text.
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Was bei dem Treffen besprochen wurde:
Kernthema war der – dort so benannte – „Masterplan“: Neonazi Sellner referierte, man müsse gemeinsam dafür sorgen, dass es für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in Deutschland unbequem werde. Und zwar explizit nicht nur für Asylbewerber, sondern auch für deutsche Staatsbürger mit Migrationshintergrund. Niemand bei der Zusammenkunft widersprach. Im Gegenteil.
AfD-Mann Hartwig brüstete sich unseren Recherchen zufolge damit, für den Bundesvorstand der Partei zu sprechen und den Veranstaltern des Treffens Geld der AfD verschaffen zu können. Wofür genau, ist nicht ganz klar. Hartwig und die AfD beantworteten unsere Fragen nicht.
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Welche Bedeutung das hat:
Was der „Masterplan“ vorsieht, ist klar verfassungsfeindlich. Es steht auch dem deutlich entgegen, was die AfD offiziell in ihrem Parteiprogramm stehen hat: dass sie die Staatsbürgerschaft von Menschen mit Migrationshintergrund anerkenne. Der CDU-Politiker Marco Wanderwitz, der gerade im Bundestag eine Mehrheit für ein AfD-Verbotsverfahren herstellen will, sagte uns: Die AfD und ihre „Spießgesellen“ verfolgten „leider konsequent verfassungsfeindliche Ziele“.
Auch andere Reaktionen kamen schnell: Der CDU-Politiker Roderich Kiesewetter sagte, ein etwaiges Verbotsverfahren müsse „rasch geprüft“ werden, und der stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Konstantin von Notz sprach von „menschenverachtenden Plänen“ bei dem Treffen.
Die Restaurantkette „Hans im Glück“ sah sich ebenfalls zu einer Reaktion gezwungen. Sie trennte sich von ihrem Gesellschafter Hans-Christian Limmer. Limmer hatte zu dem Treffen eingeladen, war aber selbst nicht anwesend.
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Was die AfD dazu sagt:
Nachdem der Bundesvorstand erst einmal gar nicht auf unsere Fragen reagiert hatte, sondern uns lediglich der AfD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Siegmund aus Sachsen-Anhalt über einen Anwalt schreiben ließ, er erinnere sich anders an die Aussagen beim Treffen (die wir aber aus unseren Quellen sehr genau kennen), versuchte die AfD heute bei
Facebook, der entstandenen öffentlichen Debatte einen anderen Dreh zu geben. Remigration ja, schreiben sie dort – aber nur kriminellen Migranten solle der Pass entzogen werden. Genau das wurde aber unserer Recherche zufolge bei der Zusammenkunft anders beschrieben. Die dortigen Pläne würden Millionen von Menschen betreffen.
Wir berichten natürlich weiter zu dem Thema, bleiben Sie dran.
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